jueves, 15 de noviembre de 2007

Kapitel 11

enja trabte durch den Wald, vor sich das wuselnde Eichhörnchen, das ihr kaum die Möglichkeit gab, zu verschnaufen. Es blieb alle paar Minuten stehen, machte einen kleinen Bogen, um sich umzublicken, und lief dann sofort weiter. Doch das störte Senja kaum, denn irgendwie hatte es das kleine Tier geschafft, sie nur durch seine Anwesenheit aufzupeppeln. Eben hatte sie noch voller Verzweiflung mitten im tiefsten Wald gesessen und fest geglaubt, sie würde nie wieder aus herausfinden, niemals Landomar finden, um ihn zu warnen. Jetzt aber hatte man ihr alle Zuversicht zurückgegeben. Leichtfüßig sprang sie über Blätter und Gehölz, die unter ihren löchrigen Schuhen nur so raschelten und knackten und dabei in alle Richtungen davon stoben. Wieder blieb das Eichhörnchen stehen, wartete bis Senja herangelaufen war und blickte sie aus den kleinen Knopfaugen an, hob und senkte dabei leicht das Näschen, als wollte es ihr etwas sagen und versuchte wegen seines nicht sprechfähigen Mundes die Nase wie einen sprechenden Mund zu bewegen. Dabei war außer einem leisen Quieken kein Laut zu hören, aber Senja hatte sich schon immer im Lesen von Gesichtern verstanden, war geschult darin zu verstehen, was einem Mimik und vor allem Augen sagen wollten. Vorhin hatte das Eichhörnchen auffordernd geschaut und gleichzeitig ermutigend, so als wollte es ihr Mut zusprechen, mit ihm zu laufen. Die Kraft dieser nonverbalen Nachricht war so stark gewesen, dass Senja all ihren Gram vergessen hatte und sogar ohne darüber nachzudenken losgelaufen war. Wie unwahrscheinlich es doch war, dass ein so kleines Wesen einen Menschen so sehr beeinflusste! Senja kniete sich vor das Eichhörnchen, das noch immer mit aufgerichteten Ohren direkt zur ihr aufblickte und dabei das Näschen hob und senkte. "Was willst du mir sagen, du kleines Ding? Warum bleibst du gerade hier stehen, mitten im Wald?" Erst jetzt kam Senja auf die Idee sich einmal umzublicken. Der Wald um sie war etwas freundlicher geworden. Statt der knochigen Fichtenstämmen mit abgestorbenen störrigen Ästen und einem fast undurchdringbaren Unterholz stand sie in einem lichten Mischwald, über ihr das Blätterdach vieler bunter Laubbäume, welche die bald untergehende Sonne in ein goldenes Licht tauchte. "Das ist lieb von dir, dass du mich in diesen freundlichen Wald geführt hast!" Sie drehte sich wieder zu dem Eichhörnchen um, doch es war verschwunden. Dafür entdeckte Senja einen schwachen blauen Schein, der hinter einem der Büsche hervorzukommen schien. Langsam näherte sie sich und dachte schon, ihre Sinne spielten ihr nur einen Streich. Doch da war es wieder, diesmal deutlicher. Zwei Lichter blitzten dort auf, von oben und unten zu Schlitzen verengt. Wie Augen... Plötzlich hörte sie ein leises Zischen und spürte einen schwachen Schmerz in ihrer Wade, in der ein winziger Pfeil steckte. Ein Taubheitsgefühl breitete sich schnell aus und bald wurde die Welt um Senja völlig schwarz.

"Jaha Fidoha Rakepja hedo." - Lichter, tanzende Lichter, die mal hierhin, mal dorthin geworfen wurden. Gerüche, fremde Gerüche, vielleicht nach Gewürzen oder Fellen von Tieren, die Senja nie gesehen hat. Alles tanzte vor ihr, in einem großen unzusammenhängenden Traum, den man meist nur träumt wenn man hohes Fieber hat und die Wirklichkeit mit der Traumwelt zu einer breiigen Masse zusammenfließt. Doch war das ein Traum? - Senja öffnete die Augen sehr langsam und vorsichtig zu einem schmalen Schlitz, um nicht zu zeigen, dass sie wach geworden war. Nein, das war kein Traum: Sie lag auf einem Bett, dass offenbar in einer Holzhütte stand. Um sie herum war es dunkel und sie konnte nur Weniges erkennen. Flammen, die von einem Feuer an der anderen Zimmerwand kamen, ließen tanzende Schatten über die Wände wandern. Es standen einige Gegenstände und Möbel im Raum, die sie wegen des schwachen Lichtscheins kaum erkennen konnte. Neben ihrem Bett dampfte etwas. - Um mehr zu sehen, öffnete sie ihre Augen ganz und erschreckte leicht, denn vor ihrer Lagerstatt stand eine Frau. Sie war nicht mehr ganz jung und ihr Gesicht war voller Falten, die ihr ein sehr ausdrucksstarkes und wohlwollendes Aussehen gaben. Lachfalten umspielten ihre Augen und Wangen. "Jakola Fidoha hodule peto", sprach die Frau wieder, deren Worte sie eben noch in ihren Traum eingebaut hatte. Senja zuckte zusammen. Denn beim letzten Wort "peto" leuchteten die Augen der Frau für einen winzigen Moment auf und tauchten Senjas Gesicht in einen türkisen Schein.

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